Marktbericht 2023

Rückblick Q1 2023

Der Jahresauftakt lieferte den Anlegern die nötige Verschnaufpause, die nach dem schwierigen Börsenjahr 2022 so dringend gebraucht wurde. Der Kapitalmarkt erfreute sich an der sinkenden Inflation und preiste gleichzeitig eine weniger strenge Geldpolitik ein.

Zwar erhöhten die FED und EZB die Zinsen auf 4,75-5% in den USA und 3,5% in der Eurozone. Dennoch sahen die Marktteilnehmer von diesem Niveau aus keinen weiteren größeren Zinserhöhungen. Dass die Geldpolitik einen verzögerten realwirtschaftlichen Effekt hat, machte sich Anfang März sehr deutlich bemerkbar.

Der Kollaps der amerikanischen Silicon Valley Bank ist die größte Bankenpleite seit 2008. Die Silicon Valley Bank hatte sich auf das Geschäft mit Startups und Risikokapitalgebern spezialisiert. Die meisten Startups und Venture Capitalists des Silicon Valley hatten Konten bei dem 1983 gegründeten Geldinstitut. Die Bank hatte, die in den letzten Jahren stark ansteigenden Kundeneinlagen, in langlaufende US-Staatsanleihen investiert. Aufgrund der Zinswende verloren die Anleihen Bestände stark an Wert und mussten gleichzeitig verkauft werden, da Kunden vermehrt ihre Einlagen abzogen. Damit gelang das Institut in schwerwiegende Liquiditätsprobleme und die geplante Kapitalerhöhung scheiterte, da die internen Schwierigkeiten an die Öffentlichkeit gelangten. Innerhalb einer Woche schlossen die Aufsichtsbehörden die Bank und konfiszierten sämtliche Vermögenswerte. Die geltende Einlagengarantie bis 250.000 USD wurde aufgehoben und für unbegrenzt gültig erklärt. Die Kunden blieben damit schadlos. 

Langjähriges Missmanagement führte auch zum Ende der Credit Suisse, dem Schweizer Nationalsymbol. Allein der Kollaps des US-Hedgefonds Archegos im ersten Quartal 2021 kostete die Bank rund fünf Milliarden US-Dollar. Dieser Vorfall war der erste große Dominostein, der zu großen Abflüssen bei den vermögenden Kunden führte.

Im Herbst 2022 kamen Gerüchte über den möglichen Zusammenbruch einer großen internationalen Investmentbank am Markt auf. Die Aktie der Credit Suisse brach ein, da viele Marktteilnehmer damit die Schweizer Bank angesprochen sahen. Das Management konnte die Sorgen der Investoren nur ein wenig zerstreuen und weitere Geldabflüsse folgten. Trotzdem beruhigte sich die Lage bis zum besagten Kollaps der Silicon Valley Bank und den Problemen bei weiteren US-Regionalbanken. Dadurch wurde am Markt nach dem nächsten schwachen Kandidaten Ausschau gehalten und die Augen fielen dabei schnell auf die Credit Suisse.

Verschärft wurde die Situation durch eine unbedachte Aussage des größten Anteilseigners der Credit Suisse, der Saudi National Bank. In einem Interview mit Bloomberg am 15. März schloss der Präsident der Saudi National Bank weitere Kapitalspritzen völlig aus. Daraufhin stürzte die Aktie noch am selben Tag um 24% ab und die Preise für Kreditausfallversicherungen auf die Credit Suisse Anleihen explodierten. Die bilanzielle Kapitalstärke einer Bank nützt nichts, wenn das Vertrauen fehlt und einen Bank Run auslöst. Nur zwei Tage nach dem Interview, am 17. März, stand die Credit Suisse laut Behörden vor der Zahlungsunfähigkeit. Entsprechend groß war die Not der Schweizer Finanzaufsicht die Bank noch am selben Wochenende vor dem offiziellen Bankrott zu bewahren. Zusammen mit der UBS schmiedeten die Behörden an einem Deal zur Übernahme der Credit Suisse durch ihren größten Schweizer Konkurrenten. Die „neue“ UBS wächst dadurch auf eine Bilanzsumme an, die doppelt so groß ist wie das Bruttoinlandsprodukt der Schweiz. Aus „too big to fail“ wird „too big to bail“: die Schweiz kann die Bank in Zukunft gar nicht mehr alleine retten.

Die Aktien des Bankensektors mussten durch diese Geschehnisse deutliche Abschläge hinnehmen. Die Deutsche Bank geriet als nächste Bank in das Visier von Shortsellern und rutschte um 25% innerhalb von zwei Wochen ab. Der Euro Stoxx Banks Index fiel auf den Jahresanfangsstand zurück. Die Erinnerungen an die große Finanzkrise 2008 sind am Kapitalmarkt noch extrem präsent und ruften entsprechend hohe Kursschwankungen bei Bankaktien hervor. Auch die Regulatoren greifen sehr früh mit starken Mitteln ein, um jede potentielle Krise und ihre Ausbreitung zu unterbinden.    

Das Bankhaus Herzogpark hat sich in letzten Jahren stets geweigert Bankaktien für die Vermögensverwaltung zu kaufen. Die Nullzinsen haben zu einer Erosion der Gewinne bei europäischen Banken geführt und dauerhafte Ertragsschwäche ist ein Zeichen fehlender Werthaltigkeit.

Dafür feierten die Technologieaktien ein fulminantes Comeback und stellten Ende des ersten Quartals die beste Sektor Performance. Verantwortlich für den zurückkehrenden Appetit der Investoren auf die Wachstumstitel waren sinkende Anleihen Renditen in den USA und die Aussicht auf eine mildere Geldpolitik. Aufgrund des Zusammenbruchs der Silicon Valley Bank rechneten manche Marktteilnehmer im März sogar mit einer gänzlichen Zinspause seitens der FED. Die Zinserwartungen haben sich gegen Ende des ersten Quartals jedenfalls deutlich nach unten verschoben. An den Futures Märkten werden bereits sinkende Zinsen zum Ende des Jahres eingepreist.

 

Ausblick

Im letzten Börsenbericht wurde an dieser Stelle auf die extrem schlechte Anlegerstimmung hingewiesen, die sich schnell in das positive Gegenteil verkehren kann. Dieser Kontraindikator hat sich im ersten Quartal bewahrheitet. Die sinkende Inflationsdynamik wurde vom Markt sehr positiv aufgenommen und ging am Ende des ersten Quartals mit geringeren Zinserwartungen einher.

Auch das Ende der strengen Coronapolitik in China hat der Stimmung am Kapitalmarkt enorm geholfen. Die Lieferketten der Unternehmen entspannen sich zunehmend und die Rückkehr des chinesischen Konsums auf frühere Niveaus verspricht einen zusätzlichen Konjunkturschub. Mittlerweile prognostiziert kein Wirtschaftsforschungsinstitut mehr eine Rezession für Deutschland, sondern zumindest ein leicht positives Wachstum. Das Ausbleiben der befürchteten Energiekrise durch die milden Wintertemperaturen und vermehrte LNG-Lieferungen, löste damit weder einen Konsum- noch einen Produktionseinbruch bei Verbrauchern und Industrie aus.

Der Kapitalmarkt rätselt weiter, ob eine US-Rezession demnächst eintritt oder nicht. Der amerikanische Arbeitsmarkt zeigt sich ohne jede Schwäche und die Arbeitslosenquote ist mit 3,5% historisch niedrig (siehe Chart 2). Zum Vergleich: als Lehman Brothers Mitte September 2008 Insolvenz einreichte, lag die Arbeitslosenquote bei 6,1% und kletterte durch die konjunkturellen Probleme bereits vorher monatelang nach oben. Trotz der niedrigen Arbeitslosigkeit ist aktuell auch die Zahl der offenen Stellen mit knapp 10 Millionen sogar ein Drittel höher als vor Corona.

Das Bankhaus favorisiert auf der Aktienseite weiterhin einen ausgeglichenen Mix mit Qualitätsunternehmen aus verschiedenen Branchen. Die Technologieaktien hatten im ersten Quartal eine herausragende Performance und sinkende Zinserwartungen bieten auch zukünftige Chancen auf eine Outperformance. Value Aktien, ausgenommen Banken, halten wir aufgrund ihrer Dividendenstärke weiterhin für ein attraktives Investment und wichtige Beimischung.

Auch für Anleihen ist ein Stopp der Zinserhöhungen ein positives Signal. Anleihen mit Investment Grade haben bereits im ersten Quartal teils deutliche Kurszuwächse verzeichnen können. Die absehbar mildere Geldpolitik macht auch Anleihen mittlerer Laufzeit wieder attraktiver. Das Bankhaus wird entsprechend bei Emittenten mit Top Bonität auch bei längeren Endfälligkeiten wieder zugreifen.

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